London will nach Brexit neue Regelungen für Versicherungssektor einführen
Die britische Regierung hat eine Reform der Richtlinien für den Versicherungssektor auf den Weg gebracht. Insbesondere geht es dabei um eine Lockerung der Kapitalanforderungen für Versicherungsgesellschaften, um "Gewinn aus den Freiheiten des Brexit" zu schlagen, wie die Regierung in London am Donnerstag erklärte. Bisher waren die Anforderungen von der EU-Richtlinie Solvency II geregelt worden.
Am Donnerstag startete die Regierung eine öffentliche Anhörung zu der geplanten Reform. Ziel sei es, die administrativen Vorgaben der EU "zurückzuschrauben", um so mehr Investitionen der Versicherungsgesellschaften zu ermöglichen.
Zentraler Bestandteil der Reform soll eine Absenkung der sogenannten Risikomarge um 60 bis 70 Prozent für Lebensversicherungen sein. Bei dieser Risikomarge handelt es sich um einen Risikozuschlag, den Versicherungsunternehmen auf eine bestimmte Rückstellung aufschlagen müssen, um ihre Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Eine solche Absenkung könne laut der britischen Regierung "zehn, sogar 15 Prozent" des derzeit zurückgestellten Kapitals der Firmen für Investitionen freisetzen.
Die britische Regierung erhofft sich Investitionen in Höhe von "dutzenden Milliarden Pfund" in nachhaltige "grüne" Projekte, beispielsweise in der Infrastruktur. So könnten Arbeitsplätze entstehen, während gleichzeitig ein "hoher Versicherungsschutz für die Versicherungsnehmer" gewährleistet sei.
Die derzeitige Berechnungsgrundlage für die Risikomarge ist laut britischer Regierung "zu hoch für bestimmte Lebensversicherer", weil sie den "Wert des Haftungsmarkts der Versicherer" unterschätze. Die Absenkung der Risikomarge wird demnach auch für allgemeine Versicherungen in Erwägung gezogen, die britische Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen PRA hält eine Absenkung der Risikomarge um 30 Prozent für "angebracht".
Die britische Regierung zieht noch weitere Schritte in Betracht: mehr Flexibilität für Versicherungsgesellschaften bei Investitionen, den Abbau administrativer Hürden und Deklarationspflichten sowie einen erleichterten Markteintritt für neue Versicherer. Mit den Reformen will die Regierung von Premierminister Boris Johnson "weiter und schneller gehen, um Vorteile aus dem Brexit zu ziehen" und "die Stellung Großbritanniens als weltweiten Standort für Finanzdienstleistungen stärken".
R.Perez--LGdM