Bennett räumt Sicherheitskräften nach Anschlag in Tel Aviv "volle Handlungsfreiheit" ein
Nach dem tödlichen Anschlag in Tel Aviv hat Israels Ministerpräsident Naftali Bennett ein striktes Vorgehen gegen die Gewalt in der Region angekündigt. Die Regierung habe den Sicherheitsbehörden "volle Handlungsfreiheit" eingeräumt, erklärte er am Freitag. Ein palästinensischer Attentäter hatte am Donnerstagabend in der Küstenstadt zwei Menschen getötet und mehr als ein dutzend weitere verletzt. Nach stundenlanger Fahndung wurde der mutmaßliche Täter von israelischen Sicherheitskräften erschossen.
"Für diesen Krieg gibt es keine Grenzen, und es wird auch keine geben", sagte Bennett in Tel Aviv. Die Armee, der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und alle weiteren Sicherheitskräfte hätten volle Handlungsfreiheit, "um den Terror zu besiegen".
Der Angreifer hatte am Donnerstagabend in einem beliebten Ausgehviertel von Tel Aviv zwei Menschen erschossen und zahlreiche weitere verletzt. Bei den beiden Getöteten handelte es sich um zwei 27-jährige Jugendfreunde aus der Stadt Kfar Saba, wie deren Bürgermeister Rafi Saar mitteilte.
16 Verletzte wurden laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom in örtliche Krankenhäuser gebracht, vier davon mit schweren Verletzungen. Das Ichilov-Krankenhaus, in dem acht Betroffene behandelt wurden, teilte am Freitagmorgen mit, eines der Opfer schwebe noch in Lebensgefahr.
Rund tausend schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten hatten die Stadt nach dem Anschlag nach dem flüchtigen Attentäter durchkämmt. Israelische Spezialkräfte stellten ihn schließlich nahe einer Moschee im Stadtteil Jaffa und erschossen ihn.
Der flüchtige Verdächtige sei am Morgen "in einem Feuergefecht getötet" worden, erklärte der Chefkommissar der israelischen Polizei, Yaacov Shabtai. Dabei seien alle Beamten unverletzt geblieben. Nach Angaben des Geheimdienstes Schin Bet handelte es sich um einen 28-Jährigen aus Dschenin im Norden des besetzten Westjordanlandes.
Am Freitag zündeten Trauernde am Anschlagsort Kerzen an und legten Blumen nieder. Die 21-jährige Noa Roberts, die während des Anschlags in einer Bar in der Nähe gearbeitet hatte, berichtete von chaotischen Szenen am Vorabend. Sie habe dutzende Schüsse gehört, sagte sie. "Wir sind alle nach hinten gerannt, es war so beängstigend." 50 Menschen hätten sich zwei Stunden lang in der Bar zusammengekauert, bis die Polizei kam.
Es war bereits der vierte Anschlag in Israel innerhalb von gut zwei Wochen. Seit dem 22. März wurden dabei in Israel insgesamt 13 Menschen getötet. Einige der Angreifer hatten Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Im gleichen Zeitraum wurden bei Einsätzen israelischer Sicherheitskräfte mindestens neun Palästinenser getötet, darunter einige der Attentäter. Zudem seien rund 200 Menschen festgenommen worden, sagte der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz. "Und wenn es nötig ist, werden es Tausende sein."
Wie schon nach den anderen Vorfällen feierten radikale Islamisten die Tat. Die im Gazastreifen regierende Hamas sprach von einem "heroischen Einsatz". Die Organisation Islamischer Dschihad "begrüßte" den Angriff, den sie als "natürliche Antwort" auf Israels "Verbrechen" bezeichnete.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die Tat. "Die Tötung von palästinensischen und israelischen Zivilisten führt nur zu einer weiteren Verschlechterung der Lage", sagte Abbas laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa.
Auch in westlichen Staaten rief die Tat Bestürzung hervor. Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sprach am Freitag in Berlin von einem "feigen und abscheulichen Terroranschlag". "Diese Gewalt muss sofort ein Ende haben", sagte sie und betonte: "Wir stehen fest an der Seite Israels."
US-Außenminister Antony Blinken verurteilte "den Terroranschlag" ebenfalls und erklärte, Washington werde "weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit unseren israelischen Partnern stehen, mit denen wir entschlossen gegen sinnlosen Terrorismus und Gewalt zusammenstehen".
R.Andazola--LGdM